In den letzten Monaten mehrten sich Medienberichte über die schlechten Arbeitsbedingungen von Brief- und Paketzusteller*innen. Zusammen mit dem Kampagnen-Team der Gewerkschaft DPVKOM hat die Campaigning Academy Berlin eine Kampagne für bessere Arbeitsbedingungen bei den Beschäftigten der Post, Postbank, Telekom und Call-Centern erarbeitet. Das übergeordnete Kampagnenthema greift dabei den „Zeitdiebstahl“ durch die Unternehmen auf. Die Beschäftigten haben durch die hohe Arbeitsbelastung immer weniger von ihrer freien Zeit, die ihnen, laut der Gewerkschaft DPVKOM, von den Unternehmen quasi gestohlen wird. Die Kampagnenseite der Gewerkschaft findet ihr hier: http://www.fuerdichda.de Folgender Artikel erschien im Mitgliedermagazin der DPVKOM. Im Interview mit der Campaigning Academy Berlin werden die wichtigsten Aspekte bei der Erarbeitung der Kampagne #Zeitdiebstahl beleuchtet.
DPVKOM Magazin:
Volker Gaßner, Sie sind ein ausgewiesener Kampagnenexperte und haben viele öffentlichkeitswirksame Aktionen geplant und durchgeführt. Was zeichnet aus Ihrer Sicht eine gute Kampagne aus?
Volker Gaßner:
Eine gute Kampagne verfolgt einen klaren Plan mit einem festgelegten Ziel und einer klugen Strategie. Sie zeigt die Probleme und bietet Lösungen zum Mitmachen an. Sie bewegt Menschen emotional und erzeugt dadurch einen Handlungsdruck. Eine wirksame Kampagne sollte immer etwas zum Guten verändern.
DPVKOM Magazin:
Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit eine Kampagne ihr Ziel erreicht? Letzten Endes geht es ja immer darum, die Öffentlichkeit auf ein bestimmtes Thema aufmerksam zu machen und Unterstützung für das eigene Anliegen zu erhalten.
Volker Gaßner:
Wichtig ist die Relevanz des Themas für jeden Einzelnen, eine klare Botschaft und ein starkes Kampagnenteam mit vielen Mitmachern. Kreativität und die Zuspitzung von Botschaften sind ein weiteres wichtiges Element, damit meine Kampagne an Reichweite gewinnt und Menschen bewegt. Dabei muss die Kommunikation aber immer authentisch bleiben.
DPVKOM Magazin:
Wie wichtig sind in diesem Zusammenhang die sogenannten sozialen Medien? Inwiefern tragen sie zum Erfolg einer Kampagne bei?
Volker Gaßner:
Aktionen auf der Straße und im Netz sind für den Erfolg einer Kampagne essentiell.
Vor allem junge, neue Zielgruppen kommunizieren und informieren sich fast ausschließlich über Soziale Netzwerke. Wenn wir sie mit unseren Ideen und Meinungen erreichen wollen, dann müssen wir dort kommunizieren, wo sie sich miteinander vernetzen. Werden unsere Inhalte geteilt, geliked und kommentiert, bringt das Reichweite und Aufmerksamkeit für die Kampagne. Mehr Beteiligung heißt auch, dass mehr Druck zur Veränderung entsteht.
DPVKOM Magazin:
Zusammen mit einem Team der DPVKOM haben Sie nun eine Kampagne für die im kommenden Jahr stattfindenden Aufsichtsratswahlen bei der Deutschen Post und die Betriebsratswahlen erarbeitet. Das übergeordnete Kampagnenthema greift dabei den „Zeitdiebstahl“ durch die Unternehmen auf. Die Beschäftigten haben durch die hohe Arbeitsbelastung immer weniger von ihrer freien Zeit, die ihnen von den Unternehmen quasi gestohlen wird. Warum ist es aus Ihrer Sicht richtig und wichtig, dass die DPVKOM dieses Thema im Vorfeld der Wahlen anspricht?
Volker Gaßner:
Weil es die Menschen in ihrem Alltag beschäftigt und bewegt. Schauen Sie sich beispielsweise die Situation bei der Deutschen Post an: Das Unternehmen hat im letzten Jahr einen Rekordgewinn eingefahren und der Vorstand zählt mit zu den bestbezahlten aller DAX-Konzerne. Wenn das alles auf den Kosten der Arbeitnehmer geschieht und er nicht profitiert, dann ist das ungerecht und unfair. Das wird die DPVKOM im Vorfeld der Wahlen klar aufzeigen und ändern. Dazu brauchen wir die Unterstützung der Mitglieder und Wähler.
DPVKOM Magazin:
Das Motto der DPVKOM zu den Wahlen lautet „#FuerDichDa“ Eine gute Wahl?
Volker Gaßner:
Definitiv eine gute Wahl, denn eine Gewerkschaft sollte immer für ihre Mitglieder da sein und das wollten wir bei der Wahl des Mottos in den Vordergrund stellen. Die DPVKOM ist immer für Dich da.
DPVKOM Magazin:
Und welche Bedeutung hat dabei der Hashtag (#)?
Volker Gaßner:
Hashtags haben verschiedenen Funktionen. Sie dienen zum einen dazu, meine Nachricht oder Botschaft in einen gewissen Kontext einzuordnen und die Suche zum selben Thema zu erleichtern.
Zum anderen sind sogenannte sprechende Hashtags wie #FuerDichDa eine Art Zuspitzung meiner Botschaft beziehungsweise das Motto meiner Kampagne. Dem Nutzer bieten Hashtags die Möglichkeit, Dinge kürzer zu sagen, als es sonst möglich wäre.
Wenn User unsere Nachrichten, Bilder und Kommentare lesen und gut finden, dann leiten sie diese unter dem vorgegebenen Hashtag weiter. Das hilft enorm, ein Thema zu besetzen.
Das Interview führte Maik Brandenburger, Pressesprecher der DPVKOM.