Clinton v. Trump: Entscheidend ist die Schlussmobilisierung

Hillary Clinton Kampagne / Get Out The Vote Campaign

Happy Election Day! Heute zählt nur noch die Schlussmobilisierung, also GOTV (Get Out The Vote)!

Die Clinton-Kampagne hat den Schlussspurt im Wahlkampf gut geplant und eine perfekt organisierte Maschinerie am laufen. Am Wochenende (48 Stunden) vor der Wahl, haben freiwillige Wahlhelfer an 6,2 Millionen Türen geklopft und zusätzlich 8,1 Millionen Anrufe an Clinton Unterstützer gemacht, um sicherzustellen, dass diese auch wirklich wählen gehen.

Wie wahrscheinlich ist es, dass Hillary Clinton die Wahl noch verliert? 

Die Möglichkeit besteht, aber es ist deutlich wahrscheinlicher, dass Clinton die Wahl gewinnt. Denn die nationalen Prozentzahlen können wir jetzt außer Acht lassen, sie sind nicht mehr wirklich relevant. Es geht fast ausschließlich um die Swing-States. Selbst wenn Trump Florida, Ohio und North Carolina gewinnt, steht Clintons "Firewall" aus den sechs Bundesstaaten Wisconsin, Pennsylvania, Michigan, Virginia, Colorado und New Hampshire. Das dürfte für die notwendigen 270 Wahlmänner ausreichen.

Prognosen

Wir haben einige Prognosen gewagt, aber auch über den härtesten Wahlkampf aller Zeiten, die Schlussmobilisierung und digitales Campaigning mit einigen Medien besprochen. Hier einige Stücke zum "State of the Race" bevor die Wahllokale heute Abend schließen.

Alles weitere auf Twitter unter @juliusvandelaar und @berlin_academy

 

Programmtip

  • Am Wahlabend (und Nacht) sind wir ab 22:45 Uhr in der ARD.
  • Am Mittwoch tagsüber auf n-tv, n-24 und abends in der Phoenix Runde ab 22:45 Uhr.
  • Für unsere schweizer Campaigning-KollegInnen gibt es am Mittwoch eine Analyse der Wahlergebnisse im SRF ab 20:00 Uhr.

Was ist mit Clintons Image?

Beide Kandidaten haben ein negatives Image. Sie werden von mehr Wählern abgelehnt als positiv gesehen. Hillary Clinton gehört seit 25 Jahren zum Establishment. Und natürlich gab es in dieser Zeit auch nicht wenige Krisen. Nehmen wir nur, was zuletzt wieder hochkam: Benghasi, die E-Mail-Affäre und auch Whitewater. Mit jedem vermeintlichen Skandal verfestigt sich die Meinung etwas mehr, dass Clinton nicht 100 Prozent sauber spielen könnte. Die Häufung der Vorfälle lässt das zu einem Narrativ werden.

"Clinton hat extrem schlechte Beliebtheitswerte, die es so in der Geschichte der Demokraten noch nie gegeben hat." via @juliusvandelaar"

Der Hauptgrund für viele Amerikaner, Clinton zu wählen, ist, Trump zu verhindern. Ist das nicht ein Armutszeugnis für die Kandidatin?

Dieser Wahlkampf war vermutlich die härteste Schlammschlacht, die wir je gesehen haben. Wenn ich das mit früheren Wahlkämpfen vergleiche, insbesondere 2008, ist der Unterschied erheblich. Obama hatte damals klare Visionen und Missionen. "Yes, we can" und "Hope and Change" hatten eine wahre Strahlkraft. Allerdings kann ich die Idee, Clinton als kleineres Übel zu wählen, nicht nachvollziehen. Denn, was Trump über Frauen und Latinos gesagt hat, disqualifiziert ihn komplett. Die Haltung vieler Amerikaner zeigt nur, wie gespalten das Land ist. Clinton ist inhaltlich besser als jeder Kandidat qualifiziert, der vor ihr ins Weiße Haus wollte. Sie ist nur eine schlechte Wahlkämpferin. Das war bereits 2008 gegen Barack Obama der Fall.

Trotzdem: Bei ihrer miserablen Beliebtheitswerten, hätte sie gegen einen moderateren Republikaner als Trump nicht vielleicht verloren?

Die Frage ist hypothetisch - wir wissen nicht, was alles über einen Jeb Bush oder John Kasich während einer Kampagne herausgekommen wäre. Natürlich wären die Republikaner besser beraten gewesen, einen anderen Kandidaten zu nominieren, allein schon aus dem Grund, die eigene Partei nicht in den absoluten Bürgerkrieg zu stürzen.

Wenn beide Kandidaten so äußerst unbeliebt sind, warum hat dann eigentlich der dritte im Bunde, der Liberale, Gary Johnson, keine Chance?

Das liegt zum einen am Wahlsystem, das nicht für drei Kandidaten ausgelegt ist. Zweitens hat er sich mit einigen Aussagen wirklich disqualifiziert. So kannte Johnson Aleppo nicht und konnte auch keinen Staatsmann benennen, den er respektiert. Er hat weder das Format noch eine Botschaft und erst recht keine finanzielle Infrastruktur. Dennoch könnte er Clinton gefährlich werden, indem er ihr in einigen Bundesstaaten Stimmen wegnimmt. Dass Republikaner zu ihm abwandern, halte ich dagegen für unwahrscheinlich. Auf mehr als drei bis vier Prozent wird Johnson landesweit vermutlich nicht kommen.

„Mittlerweile weiß die Kampagne sogar, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass ein Wähler sein Telefon abhebt“ @juliusvandelaar"

Viele Spots der Clinton-Kampagne spielen vor allem die Anti-Trump-Karte aus. Man hört fast nur, warum der Republikaner als Präsident "ungeeignet" und "gefährlich" sei. Eine positive Botschaft und ein eigenes Programm fehlen oft. Ist das die richtige Strategie?

Ja, ist es. Denn jetzt geht es nicht mehr vorwiegend darum, unentschlossene Wählerinnen und Wähler zu überzeugen. Die Phase der Schlussmobilisierung hat begonnen - da rücken die Argumente und Inhalte in den Hintergrund. Es wird ein klares Feindbild von Donald Trump gezeichnet, das Clinton-Wähler mobilisieren soll. Wenn Clinton verdeutlicht, wie gefährlich Trump ist, kann sie mobilisieren.

Es gibt kaum eine Zielgruppe, die Trump nicht beleidigt hat. Es sei denn man ist über 50, weiß und männlich." @juliusvandelaar"

Kann man es sich als Journalist in den Leitmedien überhaupt erlauben, für Trump zu plädieren, selbst wenn man so denken sollte?

Ich weiß wirklich nicht, wie jemand zu Trump stehen kann. Wer so über Minderheiten und auch über die Außenpolitik spricht, der darf keine Rückendeckung bekommen.

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